Amazons Kaufempfehlungen machen einen ja immer mal wieder mit Produktionen bekannt, von denen man im Leben noch nicht gehört hat. Die aktuellste war The Abduction Club. Nahezu übereinstimmend sagten alle Rezensenten aus: Völlig vorhersehbar, aber einfach niedlich. Dem ist tatsächlich auch so. Die Grundidee beruht auf realen Begebenheiten im Irland des 18. Jahrhunderts. Da dem Gesetz nach die ältesten Söhne Adliger alles erbten und alle jüngeren Söhne in die Röhre schauten, blieb ihnen außer einer geistlichen Laufbahn nur die Heirat mit einer reichen Erbin. (Bekanntlich durften Adlige aus Standesgründen nicht arbeiten.) Gemeinsam war man auch damals schon stärker, und somit entstanden die „abduction clubs“, Zusammenschlüsse junger Männer mit einem vorgeschriebenen Verhaltenscodex, deren Ziel es war, besagte Erbinnen zu entführen und zu einer Heirat zu bewegen.
In manchen Ländern gibt’s den Brautraub auch heute noch, und ich muß hier nicht extra darauf hinweisen, daß das in Fällen, wo es sich um wirklichen Raub handelt und nicht um abenteuerlicheres Miteinander-Durchbrennen, alles andere als eine Komödie ist. (Der Raub der Sabinerinnen, im Englischen – man beachte noch die Wortverwandtschaft – so treffend „the rape of the Sabines“ geheißen, fällt spontan ein.)
Aber unsere mittellosen Gentlemen sind nun mal genau das, nämlich Gentlemen, und ihr Clubchef Sir Miles (der, wie man im Laufe der Handlung erfährt, einst ebenfalls seine Angetraute auf diese Weise für sich gewann… und sie ausgerechnet dem späteren Obersten Richter abspenstig machte) achtet streng auf die Einhaltung der Regeln. Wollen die Damen sich nicht überzeugen lassen, werden sie ganz ehrenhaft wieder nach Hause gebracht.
Besser ein fescher Entführer als eine langweilige Abendgesellschaft…
Leider gestaltet sich der Fall reichlich anders, als die Reihe an Garret Byrne kommt. Nicht nur, daß seine Auserwählte, Katherine Kennedy, alles andere als bereit ist, um ihres Geldes willen von einem wildfremden Mann geheiratet zu werden. Ihre jüngere Schwester Anne hat es Byrnes Freund James Strang angetan und wird kurzerhand gleich mitgenommen. Anne wiederum hat einen zwar verhaßten, aber zutiefst entschlossenen Verehrer, der seinen Einfluß einsetzt, um die Entführer dingfest zu machen, und so finden sich unsere Heldinnen und Helden plötzlich in einer unfreiwilligen Notgemeinschaft auf der Flucht vor dem Gesetz… und das ist erst der Anfang ihrer Schwierigkeiten.
Die Handlung folgt längst bekannten Mustern: Die arrangierte Heirat, der Verräter in den eigenen Reihen, fesche Helden mit kesser Schnauze und natürlich Liebende, die sich zusammenraufen müssen. Überraschungen sind also nicht zu erwarten, aber The Abduction Club macht einfach Spaß. Die beiden Paare erinnerten mich an eine amüsante kleine gothic novel, die ich kürzlich las, The Castle and the Abbey. Auch dort kommt nämlich die Zusammensetzung vor: Das „ernsthafte“ Liebespaar, wie hier durch Byrne und Katherine verkörpert, und auf der anderen Seite das leichtherzigere Paar, Strang und Anne, das für den nötigen Humor sorgt.
Ich gestehe, daß mir am besten zwei schöne Wortspiele gefielen, die einmal im Vorspann und einmal im Trailer auftauchen:
[They] must embrace either the priesthood or an heiress.
A tale of outlaws in search of inlaws.
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